Kein Geld für neue Straßen

Trotz Widerständen im Land will Grün-Rot auf den Bau neuer Straßen verzichten und lieber bestehende sanieren. Damit wird einen Kurswechsel beim Straßenbau versucht.

Ministerpräsident Winfried Kretschmann (Grüne) wirft der schwarz-gelben Vorgängerregierung vor, ständig neue Bau-Versprechungen gemacht zu haben ohne Durchfinanzierung alter Maßnahmen. Dies sei „irrational“. Um Neubauten zu finanzieren, habe man Geld für Straßenerhalt umgewidmet. Deshalb gebe es massiven Nachholbedarf beim Substanzerhalt: Überall Löcher, Risse sowie marode Brückenbauwerke.

Die neue Regierung sei nicht gegen Straßen, beteuerte Ministerpräsident Winfried Kretschmann, sondern für Ehrlichkeit. Die Zahlen, sprächen für sich: Für den Fertigbau von Bundesfernstraßen samt Autobahnen stehen bis 2015 nur 900 Millionen Euro bereit. Die Vorhaben des vordringlichen Bedarfs summieren sich auf 3,7 Milliarden Euro. Bleibe es bei 120 Millionen Euro jährlich aus Berlin, brauchte es 38 Jahre, um alle Projekte zu realisieren

Ähnlich bei den Landesstraßen: Derzeit sind 69 Maßnahmen im Bau. Neue Straßen könnten frühestens 2015 begonnen werden. Im Generalverkehrsplan stehen aber 750 Maßnahmen. „Wunsch und Wirklichkeit liegen nirgends so weit auseinander wie im Straßenbau“, sagt Verkehrsminister Winfried Hermann. Grün-Rot ist sich einig: Begonnene Vorhaben werden zu Ende gebaut, neue zunächst nicht begonnen. Unterstützung kommt von den Naturschützern, Kritik von CDU und FDP.

Hermann übt auch Kritik am Bund. Geld für Straßenbau werde noch immer nach Quoten verteilt statt nach Bedarf, was zur „20-jährigen Bevorzugung der östlichen Bundesländer“ geführt habe.